Ein erster Kontakt mit einer Dame im Altenheim Haus Kroh

Unsere Koordinatorin vermittelte eine Begleitung im Haus Kroh. In einem Telefonat mit dem Sohn gab es wichtige Hinweise: „Meine Mutter kam nach einem Sturz und einem Krankenhausaufenthalt ins Heim, es ging nicht mehr zu Hause. Sie kann nicht richtig sprechen, hat keine Zähne mehr, vergisst viel.“

Als ich ins Zimmer kam, saß die Dame mit dem Rücken zur Tür und schaute aus dem Fenster. Ich nahm eine Position ein, in der sie mich sehen konnte und stellte mich vor. „Darf ich mich zu Ihnen setzten?“ fragte ich, sie nickte und antwortete: „Schön, dass Sie kommen, wo ist denn mein Sohn?“ „Der kommt heute nicht, dafür bin ich da; er kommt nächste Woche wieder.“ „Aber er wollte heute kommen“ war ihre Erwiderung in leicht ärgerlichem Ton. Ich konnte die Situation beschwichtigen. Sie schwang im Thema um und schaute mich an. Um zu fokussieren kniff sie die Augen zusammen und ihr zahnloser Mund verzog sich, so dass sie einen leicht aggressiven Eindruck machte. Ich ließ mich davon nicht abhalten und fragte ob sie mich sehen könne. „Ne, ich sehe gar nix“, antwortete sie. „Auch kein hell und dunkel?“ fragte ich nach. „Doch sonst wüsste ich ja nicht, wann es Nacht ist.“ Ich schmunzelte. Dann sah ich Pudding mit Sahne auf dem Tisch stehen und fragte, ob sie davon essen wolle und ob ich sie füttern dürfe. Sie nickte. Nach ein paar Löffeln fragte ich „Wie schmeckt der Vanille-Pudding, eher nach Schokolade oder eher nach Vanille?“ Nach kurzem Überlegen kam als Antwort: „Eher nach Schokolade“ und wieder lächelte ich.